Durch Diplom-Psychologe Dr. Matthias Probandt

Beratung

Psychologische Beratung – eine Orientierungshilfe

Beratung im psychologischen Kontext hilft, sich über die verschiedenen Möglichkeiten an Unterstützung, die es in der Psychologie gibt, bewusst zu werden. In diesem Sinne ist die psychologische Beratung meistens eine Vorstufe der möglicherweise dann folgenden intensiveren psychologischen Arbeit, die ein Ratsuchender vor sich hat. So kann sich aus einer Beratungssituation eine psychotherapeutische, eine supervisorische, eine coachingorientierte, eine mediationsorientierte oder eine selbsterfahrungsorientierte weiterführende Arbeit entwickeln.

In weniger problematischen „Fällen“ kann eine Beratung beim Psychologen manchmal aber schon ausreichen, um eine eigene Idee zu überprüfen oder sich den letzten fehlenden Impuls für die eigene Orientierung zu holen. Die Beratung in der psychologischen Praxis kann auch helfen, das Problem einzugrenzen und neben der Möglichkeit, die „Behandlungsstrategie“ zu erörtern, auch die grundsätzliche Herangehensweise – sofern schon eigene Ideen vorhanden sind – zu überprüfen.

Anders als in einer so genannten probatorischen Sitzung, die spezifisch schon der Psychotherapie vorgeschaltet ist, ist eine Beratung noch ergebnisoffen und im weitesten Sinne eine Orientierungshilfe.

Ein gutes Beispiel ist ein junger Mann, der vor Jahren einmal bei mir war, nachdem in seiner Familie ein tragisches Unglück sich ereignet hatte. Er besprach mit mir die weitere Vorgehensweise für seine „Überlebensstrategie“ und kam zu dem Schluss, dass eine Psychotherapie momentan für ihn nicht das Richtige sei, sondern er stattdessen erst einmal eine einjährige Auszeit nehmen wolle mit einer damit verbundenen Weltreise.

In der Beratungssituation konnte der Klient klären, dass er zwar eines Tages Therapie machen wolle und auch eher bei einem Mann als bei einer Frau, dabei aber nicht durch offizielle Stellen sich als „krank“ stigmatisieren lassen wolle und deshalb nach seiner Rückkehr mit einer Selbsterfahrung beginnen wolle.

Der Psychotherapeut, der eine Beratung anbietet, kann sich ein Bild vom Klienten machen und mit ihm gemeinsam das weitere Vorgehen erörtern. Dies muss nicht zwangsläufig in eine Therapieempfehlung münden. In den erweiterten Beratungsangeboten einer psychologischen Praxis sind oft auch Paarberatung, Familienberatung, Eltern-Kind-Beratung, Teamberatung oder z. B. als Vorstufe für eine Personalentwicklungsmaßnahme eine Vorab-Unternehmensberatung enthalten.

Psychologische Beratung kann so Reflektionshilfe für die Entscheidungsfindung bei der Planung des weiteren Weges sein. Idealerweise kann dabei nicht nur entdeckt werden, was gewollt und gebraucht wird, sondern auch ausgeschlossen werden, was nicht geeignet wäre, die jeweilige Problematik bewältigen zu können.

So ist psychologische Beratung eine unverbindliche – meines Erachtens immer weiterführende – Möglichkeit zur Überprüfung der Situation und evtl. sogar zur Bestimmung der Kompetenzen, die erworben werden müssen, um das zu erreichen, was man sich vorgenommen hat.